Zum 100sten Geburtstag von Otto Reichsgraf von Arco auf Valley

Ein Graf zum Anfassen

11.02.2021

Sein Bild hängt in Valley beim Kirchenwirt, beim Bartewirt und im Valleyer Bräustüberl – der Herr mit den zurückgekämmten Haaren und den freundlich blickenden Augen hinter der großen Hornbrille. Die Rede ist von Otto Graf von Arco auf Valley. Am 12. Februar wäre er 100 Jahre alt geworden. Am 03. September 1989 verstarb er unerwartet. Über 3500 Trauergäste nahmen damals Abschied von Otto Reichsgraf von Arco auf Valley.

Graf Arco war das elfte von insgesamt zwölf Kindern von Maximilian Graf von Arco auf Valley und Adelheid Freiin von Aretin. 1934 verstarb sein Vater. Otto übernahm jung die Leitung der gräflichen Betriebe. Im 2. Weltkrieg wurde er zur Wehrmacht eingezogen. 1941 musste er nach Stalingrad. Schwer verwundet brachte man ihn in ein Lazarett im Allgäu. Die letzten Kriegsjahre verbrachte Graf Arco in der Kaserne zu Landshut. Am 11. Oktober 1960 heiratete der damals 39jährige die 16 Jahre jüngere Gräfin Monica Droste zu Vischering. Die Hochzeit fand im malerischen Schloss Darfeld statt.

Seit dem Tod ihres Mannes ist Gräfin Monica die Besitzerin von Schloss Adldorf und allen zugehörigen Betrieben, Ländereien und Liegenschaften. Uli Enzmann, die ehemalige Pächterin des Bräustüberls und später des Kirchenwirts erinnert sich, dass die Gräfin nach dem Tod ihres Mannes sehr präsent alle Geschäfte übernahm. „Vorher blieb sie eher im Hintergrund. Aber dann schaute sich regelmäßig nach dem Rechten und kümmerte sich wirklich um uns Pächter. Bevor sie kam, war jedes Mal Großputztag.“

Graf Arco – Bierspezialist und Botaniker

Graf Arco war nicht nur ein von der Statur her großer, kräftiger Mann, sondern auch ein großer Bierkenner und Bierliebhaber – ihm lag der Ausbau der Brauereibetriebe sehr am Herzen und er sorgte wesentlich für den Erfolg und die Ausrichtung der Betriebe für die Zukunft. Für seine Verdienste verlieh die Gemeinde Valley dem Grafen 1981 die Ehrenbürgerwürde.

Das ist aber nur die eine Seite. Graf Arco studierte Botanik in München und liebte die Natur. Wer schon mal an den schmiedeeisernen Toren des wunderschönen Schlosses Adldorf stand, erhascht den Blick auf einen sorgsam angelegten, liebevoll gepflegten Park. Graf Otto kannte wohl sämtliche Pflanzen mit den botanischen Namen und war wesentlich an der Gestaltung des Parks beteiligt.

Fürsorglich, väterlich, ritterlich

„Er war ein so netter Mann, immer freundlich. Wenn er Valley besuchte, kam er zu mir ins Büro und zeigte sich wirklich interessiert. Wie geht es Ihnen? Gibt es Probleme? Danach ging er ging er in den Kirchenwirt.“ Bei Margit Fischer, 30 Jahre lang Buchhaltungsleiterin (1970 – 2000) der Brauerei in Valley, spürt man die Freude, wenn sie von Graf Arco erzählt.

„Man kann über den Grafen nur Gutes sagen,“ erinnert sich auch die ehemalige Wirtin (1970 bis 1979) vom Valleyer Bräustüberl, Uli Enzmann. „Wenn er kam, setzte er sich an den Tisch mit den Landwirten und Arbeitern vor Ort, bestellte für alle Bier und spielte Karten. Sein Stammtisch wartete schon. Da hat er auch gerne mal die Zeit vergessen. Und wenn er sich ärgerte, konnte er auch sehr bayerisch werden.“ Enzmann lacht. Eines Tages, so erinnert sich Margit Fischer, „war er im Kirchenwirt. Es wurde sehr spät. Die Wirtin Resi Weinzierl ging irgendwann ins Bett und die Herren spielten bis in die frühen Morgenstunden Karten. Als eine Küchenhilfe um halb sechs in der Früh zum Kirchenwirt kam, entdeckte sie einen Mann, der um das Haus schlich. Sie rief vor Angst die Polizei. Dabei war es der Graf, der frische Luft schnappte.“

Dr. Sixtus Lampl, der von Graf Arco das Alte Schloss in Valley kaufte, ergänzte, dass „Graf Arco anschließend erstmal in die Weyarner Kirche ging.“ Graf Arco war zweifellos ein nahbarer, beliebter und herzensguter Mann, der ohne Vorbehalte mit allen Menschen Kontakt schließen konnte.

Der Betriebsleiter und Verwalter vom Valleyer Schloss Bräu, Thomas Furtner, lernte Graf Arco beim Vorstellungsgespräch 1989 kennen: „Er war ein großer und sehr beeindruckender Mann. Vor ihm hatte man wirklich Respekt.“

Eine besondere Liebe zur Valley

„Graf Arco liebte die Valley sehr, das war bekannt“, erzählt Sixtus Lampl. Tatsächlich sah man immer wieder den VW der Gräfin oder den Mercedes mit der Landauer Nummer vor der Brauerei stehen. Die Liebe zu Valley kam nicht von ungefähr. Als Kind reiste er oft mit seinen Eltern und Geschwistern auf Sommerfrische nach Valley, wohnte und spielte dann oberhalb vom jetzigen Bräustüberl. Margit Fischer weist darauf hin, dass das Bräustüberl damals noch landläufig „Herrenhaus“ genannt wurde. „Als wir 1970 das Bräustüberl pachteten, war noch der Essensaufzug in den ersten Stock vorhanden. Jetzt ist es ein Kamin,“ erinnert sich auch Uli Enzmann. Valley war wie ein Zuhause für den Grafen. Übrigens trank er hier ausschließlich ein Helles – „das Beste“, wie er fand.

Mit der erfolgreichen Wiedereröffnung der Brauerei 2017 unter dem Namen „Valleyer Schloss Bräu“ wollten die Gräfin und ihr Sohn ein Zeichen setzen: Die Brautradition in der Valley wird weiterleben und Valley liegt uns, so wie seinerzeit dem Grafen Otto, besonders am Herzen.

Text: Anja Gild