Thomas Furtner's letzter Arbeitstag

Die Rente ruft!

30.07.2023

Am Abend des 31. Juli endet die Arbeit des langjährigen Betriebsleiters des Valleyer Schloss Bräu, Thomas Furtner. An seinem letzten Arbeitstag bekommt er noch 1000 Radlfahrer vom Bayerischen Rundfunk und der BR Radltour “geschenkt”. Ab 01. August übernimmt Braumeister Andreas Forstner zusätzlich die Betriebsleitung und ist damit für die zwei entscheidenden Geschäftsbereiche verantwortlich.

Thomas Furtner hat nicht nur den Valleyer Schloss Bräu wesentlich zu dem gemacht, was die junge Brauerei im Oberland heute ist. Er hat wie kein Zweiter die jüngere Geschichte des Brauereistandorts Valley miterlebt, begleitet, geprägt. Als studierter Ingenieur für Brauwesen und Getränketechnologie wurde er noch von Otto Graf von Arco Anfang März 1989 als Verwalter in Valley eingestellt. Der junge Ingenieur sollte die Bauerei und die Landwirtschaft leiten. Nachdem die Brauerei damals schon ziemlich in die Jahre gekommen war, gab es Pläne, das Gebäude zu renovieren, die Brau- und Abfüllanlagen zu erneuern und mitsamt dem Bräustüberl ein ähnliches Geschäftsmodell wie in Kloster Andechs zu errichten.

Unerwartete Wendung
Kurz nach dem ambitionierten Start ins Berufsleben wendete sich das Blatt: Am 3. September 1989 verstarb Graf Otto unerwartet, mehr als 3500 Trauergäste nahmen damals Abschied. Am 12. Februar 2021 wäre er 100 Jahre alt geworden (wir berichteten). Die Familie musste aufgrund von Erbauseinandersetzungen viele Liegenschaften und Ländereien verkaufen. 1994 wurde die Brauerei geschlossen und diente fortan als Getränkeauslieferungslager. Für alle Beteiligten und die Valleyer Gemeinde ein Schock. Thomas Furtner blieb dem Standort treu und kümmerte sich von da an um die Gesamtverwaltung, den Getränkeverkauf, die Logistik und die Betreuung der eigenen Gaststätten sowie der gesamten Pachtgaststätten im Verkaufsgebiet Valley.

Phoenix aus der Asche
19 Jahre später, 2013, durfte er wieder hoffen: Die ersten Pläne für den Wiederaufbau der Traditionsbrauerei lagen in der Schublade. Eine moderne Schaubrauerei sollte entstehen – mit dem Markennamen “Valleyer Schloss Bräu”.
Furtner war Koordinator, Ansprechpartner und verantwortlich für den störungsfreien Ablauf der umfassenden Restaurierungs- und Renovierungsmaßnahmen des alten Brauereigebäudes. 2017 war es dann endlich soweit. Im Juli öffnete die neue Brauerei ihre Pforten für die Öffentlichkeit. Im Sudhaus brodelte es wieder in den kupferfarbenen Sudkesseln und das erste Bier wurde ausgeschenkt. Mit der Wiedereröffnung wollten Gräfin Monica und Sohn Max-Georg von Arco auf Valley ein Zeichen setzen: Die Brautradition wird weiterleben und Valley liegt der Familie, wie seinerzeit dem Grafen Otto, am Herzen.

Zu Beginn war Peter Boos von der Gräflichen Brauerei in Eichendorf-Adldorf als Brauer vor Ort. November 2017 übernahm Andreas Forstner als Braumeister die Verantwortung für die Produktion und die Qualitätssicherung des Biers. Seitdem ist die Valleyer Brauerei stetig gewachsen. Verfügte sie anfangs über 180 Hektoliter Lagerkapazität, sind es heute 340 Hektoliter. 2019 kam der erste Lehrling, Verena Cyllok. Sie wird ab September auf die Meisterschule gehen. Und ab 01. August wird Braumeister Stephan Fascher das Team unterstützen.

Erfüllte Arbeitstage
Thomas Furtner kümmerte sich seit der Wiedereröffnung um den Betrieb, die Verpachtung der Wirtschaften, die Vermietung des Saals für Hochzeiten und Feierlichkeiten und die Brauereiführungen. Und immer blieb die Hausverwaltung als feste Größe Teil seines Arbeitsalltags. Auch behielt er einen Teil des Vertriebs in seiner Obhut. Unter seiner Leitung und mit Unterstützung von Andreas Forstner ist ein umfassendes Angebot rund ums Bier entstanden: Brauereiseminar, Bier-Erlebnis Abend, Anzapfkurs. Ausserdem war Thomas Furtner maßgeblich an der Zusammenarbeit zwischen Orgelstiftung und Brauerei beteiligt.

Ein weinendes und ein lachendes Auge
Ganz leicht fällt ihm der Abschied nicht. “Der Valleyer Schloss Bräu ist eine echte Herzensangelegenheit”, antwortet er auf die Frage, ob er den Ruhestand herbeisehnt. Irgendwie schon, aber irgendwie auch nicht. Insofern wird der Vater von drei erwachsenen Kindern und mittlerweile zweifache Großvater der Brauerei nicht ganz den Rücken kehren – er wird weiterhin die Saalvermietung sowie die Brauereiführungen durchführen. Und bei Engpässen helfen. Und die nun freie Zeit? Die wird der passionierte Tennisspieler mit Sport, Motorradfahren, Reisen und seiner Familie und Lebensgefährtin verbringen. Und mittwochs ruft die Schafkopfrunde im Bräustüberl.